Mit Kommissar Dupin durch den Süden der Bretagne – meine Reiseroute Teil II

Auf den Spuren von Kommissar Dupin in Pont-Aven

Morgens geht es für mich direkt an den Strand. Das Meeresrauschen hatte mich die ganze Nacht über begleitet und jetzt verfolge ich gebannt den Sonnenaufgang und die bunte Färbung des Himmels in allen möglichen Rot- und Orange-Tönen. Vereinzelt sind die ersten Jogger unterwegs, ein Anwohner geht mit seinem Hund am Strand spazieren. Herrlich!

Sonnenaufgang in Névez

Sonnenaufgang in Névez

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Blick auf den Atlantik, starte ich meinen zweiten Reisetag auf den Spuren Kommissar Dupins in der Ortschaft Riec sur Bélon. Ein Tasting in der Cidrerie Le Pressoir du Belon steht für mich heute früh auf dem Programm.

Besuch der Cidrerie Le Pressoir du Belon

Gilles Goalabré geht seit knapp 16 Jahren dem Beruf des Cidre-Apfelbauers nach. Er hat im Jahr 2000 den einst großelterlichen Betrieb von seinen Eltern übernommen und steht an diesem noch recht kühlen Herbstmorgen im luftigen T-Shirt vor mir. Ein Mann der Tat, der mich sogleich durch seine weitläufigen Apfelplantagen und Abfüllanlagen führt. Mitte Oktober ist Erntezeit – überall, wohin ich blicke, sehe ich die roten Bäckchen der erntereifen Cidre-Äpfel.

Früher baute Gilles Holzboote. Heute ist er stolzer Besitzer einer Apfelplantage und Cidre-Produktion.

Früher baute Gilles Holzboote. Heute ist er stolzer Besitzer einer Apfelplantage und Cidre-Produktion.

Gilles Produkte tragen das sogenannte AOP Logo,eine Art Bio-Siegel. Alles kommt bei ihm aus einer Hand: die Äpfel werden von seinen Plantagen von Hand geerntet, geschält, sortiert und gepresst; die Apfelbäume werden weder gedüngt noch gespritzt. Für drei bis sechs Monate gärt der Apfelsaft in den großen Metalltanks und wird danach für die Abfüllung gefiltert. Bei den industriellen Cidres hingegen, sieht der Prozess ganz anders aus: die Äpfel werden zugekauft und der Gärprozess u.a. durch die Zugabe von Hefe beschleunigt. Auch trüben diverse Farbstoffe am Schluss die Farbe des Apfelweins.

Für Gilles kommt dieses industrielle Massenverfahren überhaupt nicht in Frage: er und seine Produkte stehen für Regionalität und Qualität und bei diversen Cidre-Wettbewerben konnte er die eine oder andere Auszeichnung mit  nach Hause nehmen. Verdient! Als Autofahrerin und auf Grund der frühen Stunde kann ich an den meisten Sorten nur nippen, aber das wenige, das ich hier bereits schmecke, ist ein sehr überzeugendes Kaufargument. Gut, dass ich mit dem Auto unterwegs bin, und noch einigen Platz im Kofferraum habe…

Le pressoir du Belon - ein paar der Flaschen landen in meinem (noch leeren) Kofferraum...

Le pressoir du Belon – ein paar der Flaschen landen in meinem (bislang noch leeren) Kofferraum…

Übrigens: Cidre war früher ein klassisches “Bauerngetränk” – daher wird er heute noch gerne in Tonkaraffen gereicht. Er ist ein wunderbarer Begleiter zu Crêpes und Galettes und ist u.a. die Hauptzutat meines gestrigen Aperitifs, dem sogenannten „Kir Breton“ (ein Kir Royal mit Cidre anstelle von Champagner).

Mittagessen im ältesten Sterne-Restaurant der Bretagne

Mit einem gut gefüllten Kofferraum geht es für mich weiter in das Künstlerstädtchen Pont-Aven, das begeisterte Kommissar Dupin Leser aus dem ersten Band „Bretonische Verhältnisse“ sicher noch gut in Erinnerung haben. Bevor ich mich jedoch auf eine Sightseeingtour durch die „Stadt der Mühlen“ machen kann, erinnert mich mein knurrender Magen, dass mich zuvor noch ein Mittagessen im Restaurant „Le Moulin de Rosmadec“ erwartet – dem ältesten Sternerestaurant der Bretagne.

Auf den Spuren von Kommissar Dupin - im ältesten Sternerestaurant der Bretagne

Auf den Spuren von Kommissar Dupin – im ältesten Sternerestaurant der Bretagne

Sternekoch Frédéric Sebilleau erkochte sich 1988 seinen Stern und vor allem die frischen Meeresfrüchte und Hummer zeichnen seine Feinschmecker-Küche aus.

Sternekoch Frédéric Sebilleau erkochte sich 1988 seinen Stern und vor allem die frischen Meeresfrüchte und Hummer zeichnen seine Feinschmecker-Küche aus.

Das Restaurant befindet sich – standesgemäß – in einer alten, wunderschön restaurierten Mühle direkt am Fluss Aven. In diesem Restaurant trifft sich Kommissar Dupin im ersten Band mit Frédéric Beauvois.

Mein Mittagessen im Restaurant „Le Moulin de Rosmadec“:

Amuse bouche: Gemüsesuppe mit frittierter Kabeljaukrokette
Vorspeise: Blumenkohlcreme mit Fisch und Meeresfrüchten
Hauptspeise: Rochenfilet mit Fenchelspinat an Beurre Blanc
Dessert: Panacotta mit Schwipps und Erdbeer-Minzsalat
Menüpreis: 39 Euro zzgl. Getränke

In nur wenigen Stunden esse ich zum zweiten Mal auf dieser Reise köstlich. Zwar muss ich sagen, dass mir das Essen am vorherigen Abend auf Grund seiner Raffinesse besser gefallen hatte, aber die Atmosphäre in dieser urigen Mühle macht die leichten Mängel beim Essen sofort wieder wett.

Mit einem wohligen Gefühl im Magen, geht es für mich weiter zum Treffpunkt mit Stadtführerin Jaqueline. Die ältere Dame sprüht nur so vor Tatendrang und würde mir am liebsten jeden Winkel des malerischen Städtchens zeigen. Ich muss aber ein wenig die Zeit im Blick behalten und wir beschränken uns auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Ort.

Auf den Spuren von Kommissar Dupin und Paul Gauguins in Pont-Aven

Auf den Spuren von Kommissar Dupin und Paul Gauguin in Pont-Aven

Pont-Aven ist eine kleine Stadt von großem Ruf, erfahre ich in den nächsten 60 Minuten von Jaqueline. Zwischen 1886 und 1894 verbrachte der französische Maler Paul Gauguin vier Sommer hier und zog weitere Künstler und Autoren in das malerische Örtchen. Die „Schule von Pont-Aven“ wird die daraus entstandene, internationale Künstlerkolonie um Paul Gauguin und Emile Bernard noch heute genannt. Der Malstil gilt damals als revolutionär: nicht die originalgetreue Abbildung der Realität, sondern die subjektive Empfindungen der Maler stehen im Vordergrund ihrer Werke.

Aber auch Künstler des Realismus zog es nach Pont-Aven. Während die Realisten ihre Bilder gut verkauften und ihre Hotelzimmer sofort bezahlen konnten, lebten Gauguin und seine Kollegen in der kleinen Pension Gloanec oft auf Kredit, oder hinterließen ihre Bilder als Pfand.

Hier kann man nicht verhungern....fast jedes zweite Haus beherbergt ein Restaurant oder ein Keksgeschäft

Hier kann man nicht verhungern….fast jedes zweite Haus beherbergt ein Restaurant oder ein Keksgeschäft

Noch heute lieben Schriftsteller, Maler und Sänger diesen Ort. Daher ist Pont-Aven auch eine verlässliche Adresse für gute Gastronomie. Jedes zweite Geschäft beherbergt entweder eine Galerie, ein Restaurant oder einen der berühmt-berüchtigten Keksläden.

Für alle, die wie ich nur wenig Zeit in Pont-Aven haben, empfehle ich einen Spaziergang entlang des Flusses Aven sowie den Weg „Xavier Grall“. Hier kommt ihr zu den schönsten Stellen und evtl. bleibt euch noch Zeit für einen kurzen Abstecher in den sogenannten Liebeswald – leider hat dies mein eng-getakteter Reiseplan nicht mehr zugelassen. Ich freue mich über euren Erfahrungsbericht!

Zu Besuch bei Austernzüchterin Béatrice auf der Austernfarm

Der Nachmittag ist herangebrochen und zum Glück ist es nur eine kurze Fahrt zu meiner nächsten Station: der Austernfarm von Béatrice, der „Viviers de Penfoulic“ in „La Fôret Fouesnant“. Bei diesem Muschel- und Austernzuchtbetrieb beziehen die besten Restaurants der Gegend ihre Austern, Palourdes, Praires, Krebse, Seespinnen und Meeresschnecken. Im vierten Band, „Bretonischer Stolz“, besucht Kommissar Dupin hier die Besitzerin Béa, um sich von ihr in die Feinheiten der Austernzucht einweihen zu lassen. Béa ist nicht nur eine fiktive Romanfigur aus der Feder von Jean-Luc Bannalec, sondern steht wenige Minuten später leibhaftig und strahlend vor mir.

Auf den Spuren von Kommissar Dupin bei Austernzüchterin Béatrice

Auf den Spuren von Kommissar Dupin bei Austernzüchterin Béatrice

„Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Tonnen Austern ich in den letzten Jahren bewegt habe“, lacht sie laut, als ich ihr meine, im Nachhinein betrachtet vielleicht etwas leicht naive Einstiegsfrage stelle. Seit über 23 Jahren geht Béatrice diesem harten, und körperlich anstrengenden Beruf der Austernbäuerin nach, seit zwei Jahren besitzt sie die Austernfarm „Viviers de Penfoulic“ nun zusammen mit ihrem Mann und ist bis heute eine der wenigen Frauen, die dieses Geschäft betreiben.

Die Austernbänke sind von der Farm aus gut zu erkennen, die ersten Einheimischen tätigen ihre Abend- und Wochenendeinkäufe. Während sie lässig ein Paar fangfrische Hummer in eine Plastiktüte steckt, erklärt sie mir ihre tägliche Arbeit, die unterschiedlichen Güte- und Qualitätskriterien der Austern und nimmt sich später die Zeit, mir die ausgefeilte Techniken zu erklären, mit der sich das feste Muskelfleisch der Muscheln und die Schale der Austern am besten lösen lassen.

Frischer geht es fast nicht: meine erste bretonische Auster probiere ich bei einer kleinen Verkostung bei Béatrice. Lecker!

Frischer geht es fast nicht: meine erste bretonische Auster probiere ich bei einer kleinen Verkostung bei Béatrice. Lecker!

Die Austernfarm befindet sich inmitten eines Naturschutzgebietes – daher muss Béatrice bis heute die meisten Arbeit von Hand bewältigen. Traktoren etc. dürfen hier allein aus Naturschutzgründen nicht eingesetzt werden. Nach einer kurzen, eiweißreichen Verkostung frischer Austern verrät mir Béatrice abschließend noch ihr Lieblingsrezept für frische Muscheln: anstelle von Weißwein löscht sie die Meeresfrüchte mit bretonischem Cidre ab. Gut, dass ich hiervon ein paar Flaschen im Kofferraum habe und das Rezept nach meiner Rückkehr in Deutschland direkt ausprobieren werde.

Im Heimatort von Kommissar Dupin

Es dämmert bereits, als ich mich auf den Weg nach Concarneau mache. Concarneau ist das Zuhause von Kommissar Dupin und der Sitz des Kommissariats, daher bin ich schon sehr gespannt, was mich in den nächsten Stunden erwartet. Den Spaziergang durch die Altstadt, der Ville Close, hebe ich mir allerdings für morgen auf – denn als ich nach 30 Minuten Fahrtzeit in Concarneau ankomme, ist es bereits dunkel. Ich checke kurz in meinem Hotel „Les Sables Blancs“ ein und mache mich auf den Weg ins Restaurant „L’Amiral“ – dem Lieblingsrestaurant von Kommissar Dupin, in dem er, nach oder während eines kniffligen Falles, für einen Augenblick zur Ruhe kommen kann.

Abendessen im Lieblingsrestaurant von Kommissar Dupin: das L'Amiral in Concarneau.

Abendessen im Lieblingsrestaurant von Kommissar Dupin: das L’Amiral in Concarneau.

Das Restaurant hält, was die Beschreibungen im Buch versprechen. Zum Glück habe ich frühzeitig reserviert und ergattere einen Tisch direkt am Fenster. Es ist Freitagabend, die meisten der Gäste sind Einheimische, die die Arbeitswoche bei einem guten Essen ausklingen lassen möchten. Es wird viel gelacht, Gläser klingen und ab und zu schaut Koch Arnaud Lebossé aus seiner Küche hervor, um zu sehen, wie es seinen Gästen mundet. Mein Essen ist vorzüglich (ich habe mich ausnahmsweise nicht für das Entrecôte à la Commissaire Dupin auf der Karte entschieden, sondern wage mich heute Abend an einen frischen Hummer) und ich lasse diesen zweiten, perfekten Reisetag mit einer köstlichen Kugel „Caramel salé” Eis ausklingen.

Man kann nie zu satt für ein Dessert sein.... vor allem wenn es sich um hausgemachtes Salzkaramell-Eis handelt

Man kann nie zu satt für ein Dessert sein…. vor allem wenn es sich um hausgemachtes Salzkaramell-Eis handelt

Mit Kommissar Dupin durch den Süden der Bretagne – meine Route von Tag 2 nochmals für euch anschaulich auf der Karte:

Startpunkt meiner Reiseroute ist Névez – Cidrerie in Riec sur Bélon – Pont-Aven – Austernzucht in La Fôret Fouesnant – Concarneau
(Ein Klick auf die Marker und ein Textfenster öffnet sich.)

 

[google_map_easy id=”3″]

Der Aufenthalt fand im Rahmen einer Kooperation mit dem Comité Régional du Tourisme de Bretagne statt. Der Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wieder.

2 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert