Eine Stadt im Feiermarathon: Die Highlights des Karlsruher Festivalsommers

Zugegeben, Karlsruhe ist als Stadt vielleicht nicht so ein Sehnsuchtsziel wie New York, Rio oder Tokio, aber aktuell beweist die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs im Rahmen ihres Festivalsommers, dass sie es durchaus mit den Großen aufnehmen kann. Über 500 Veranstaltungen an 100 Tagen – das hört sich nach einem wahren Feiermarathon an! Ich habe mich für euch auf den Weg gemacht und die schönsten Programmhighlights des Festivalsommers zusammengestellt.

Das Erste, was mir an Karlsruhe gefällt: die Stadt ist richtig schön übersichtlich und eignet sich daher hervorragend für einen Wochenendtrip. Ich habe mir drei Tage eingeplant, an denen ich, die mir noch fremde Stadt am Rhein, erkunden möchte. Im Zentrum der Stadt, und der diesjährigen Feierlichkeiten zu ihrem dreihundertsten Gründungsjubiläum, thront majestätisch das barocke Stadtschloss.

Was ich bisher über Karlsruhe weiß?

Die beiden höchsten Gerichte Deutschlands, das Bundesverfassungsgericht und der Bundesgerichtshof haben hier ihren Sitz. Das war es aber auch schon… die perfekte Voraussetzung also, um mich auf eine ausgiebige Sightseeingtour zu begeben und mein Wissen mit dem einen oder anderen Detail zu vertiefen.

Übersichtlich und familiär: Karlsruhe eignet sich gut für einen Wochenendtrip.

Übersichtlich und familiär: Karlsruhe eignet sich gut für einen Wochenendtrip.

Offen, luftig, frei – so präsentiert sich der Festivalpavillon im Schlosspark.

Die Konstruktion aus weißem Holz erinnert mich im ersten Moment an ein Häuschen aus Mikado-Stäben. Der Pavillon ist das Herzstück des Festivalsommers, von morgens bis abends finden hier vom 17. Juni bis 27. September über 400 Veranstaltungen statt. Von Lesungen über Podiumsdiskussionen, Bürgerworkshops und Morgengymnastik kommt hier vermutlich jeder auf seine Kosten.

Der Pavillon aus weißen Holzstreben, erinnert an ein Haus aus Mikado-Stäben.

Der Pavillon aus weißen Holzstreben, erinnert an ein Haus aus Mikado-Stäben.

Ein paar Schritte weiter, gelangt man in das wunderschöne Areal des Schlossgartens.

Neben zahlreichen seltenen Baumarten, finden sich hier Kunstwerke, Denkmäler und Brunnen aus den verschiedenen Epochen vom Barock bis zur Moderne. Hier befindet sich nicht nur das bauliche Herz der Stadt, der Garten ist zugleich ein beliebter Treffpunkt für die Bewohner, die es sich auf Picknickdecken auf dem grünen Rasen gemütlich gemacht haben. Kinder plantschen in den Wasserläufen, die das Areal durchziehen, eine japanische Besuchergruppe läuft emsigen Schrittes ihrem fröhlich plaudernden Tourguide hinterher.

Die grüne Lunge der Stadt: der Schlossgarten

Die grüne Lunge der Stadt: der Schlossgarten

All die geschichtlichen Informationen über die Stadt Karlsruhe und ihren Gründungsvater, den Markgrafen Karl Wilhelm, erfahre ich ein wenig später in der aktuellen Ausstellung im Schloss.

Anfang des 18. Jahrhunderts, so erklärt mir der Audioguide, befiel den jungen Grafen die Vision einer strahlenförmigen Stadt, in deren Mittelpunkt ein Schloss nach Versailler Vorbild glänzen sollte. Am 17. Juni 1715 wurde der Grundstein der neuen Residenz gelegt und noch im selben Jahr wurde die Stadt Karlsruhe gegründet, die bis heute den Vornamen des Gründungsvaters in ihrem Namen trägt. Noch heute, ist der Karlsruher Stadtgrundriss mit seinen 32 Radialstraßen sowie die Schlossanlage in ihrer Art auf der Welt einzigartig. Die Ausstellung über den jungen, charismatischen Herrscher ist modern aufbereitet und der tolle Panoramablick vom Schlossturm erweicht auch den größten Kulturmuffel.

Das barocke Stadtschloss wurde einst von Markgraf Karl Wilhelm erbaut

Das barocke Stadtschloss wurde einst von Markgraf Karl Wilhelm erbaut

Apropos Kultur: Mit dem sogenannten Kulturpass, kommt ihr in den Genuss einer geballten Ladung Kultur zu dem, wie ich finde, sehr fairen Preis von 21 Euro.

Der Kulturpass verschafft euch freien Eintritt zu den vier großen Ausstellungen zu Ehren des Stadtjubiläums (darunter die oben beschriebene Ausstellung über Markgraf Karl Wilhelm). Die zweite Ausstellung widmet sich dem Architekten Friedrich Weinbrenner, der wohl wie kein anderer, die Stadt städtebaulich prägte. Bis 4. Oktober kann man sich noch auf die Spuren dieses Genies in der Städtischen Galerie begeben, ich entscheide mich jedoch für einen kleinen Stadtspaziergang, wo ich wachen Auges, über einige architektonische Arbeiten Weinbrenners stolpere. Zu meinem Favoriten küre ich die knapp sieben Meter hohe Karlspyramide auf dem Marktplatz, eines der Wahrzeichen Karlsruhes. Unter ihr befindet sich noch heute die Gruft von Markgraf Karl Wilhelm, dem Gründer der Stadt.

Auf meinem Spaziergang entdecke ich an verschiedenen Stellen aufgeklebte QR-Codes auf dem Straßenpflaster.

Maptory App

Neugierig wie ich bin, zücke ich mein Handy und scanne einen der auffälligen Codes, der mich zur sogenannten „Maptory“ App führt. Die App ist kostenfrei und steuert mich in der nächsten Stunde auf drei vorgeschlagenen Routen quer durch die Stadt. Auf meinem virtuellen Stadtrundgang treffe ich auf über 30 markante Stadtpersönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft.

Ich tauche ein in das Leben der Automobil-Pionierin Bertha von Benz, lerne die Frauenrechts-Ikone Clara Immerwahr kennen und lausche einigen musikalischen Takten Johannes Brahms. Ich staune nicht schlecht über all die bekannten Persönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts, die entweder in Karlsruhe ihre Wurzeln haben, oder in der Rheinmetropole ihren Durchbruch feierten. Die Stadt wird für eine Stunde zur Bühne meines multimedialen Privattheaters, Schauspieler des Staatstheaters animieren und inszenieren die Geschichten für mich akustisch – ich bin hin und weg und grenzenlos begeistert von dieser virtuellen Stadtführung.

Was ich später erfahre: die App wurde vom ZKM, dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie entwickelt. Am ZKM könnt ihr hierzu kostenfrei, gegen Vorlage des Personalausweises, iPads und Kopfhörer ausleihen, um mit Maptory den Stadtraum zu erkunden. Nur zu empfehlen!

Apropos ZKM: vor Ort trefft ihr auf die dritte Ausstellung namens „Globale“, die in eurem Kulturpass mit enthalten ist.

Dieses Museum hat mich jedoch so fasziniert, dass ich ihm einen eigenen Beitrag widmen möchte. Daher, stay tuned, bald erfahrt ihr an dieser Stelle mehr über diesen außergewöhnlichen und innovativen Ort.

Hierhin möchte ich euch in einem späteren Artikel entführen

Hierhin möchte ich euch in einem späteren Artikel entführen

Fehlt noch eine Ausstellung, die ich mir mit meinem Kulturpass anschauen kann, und die befindet sich in der Staatlichen Kunsthalle, unweit des wunderschön angelegten Botanischen Gartens.

Hier lässt es sich wunderbar entspannen

Hier lässt es sich wunderbar entspannen

Zum einen braucht eine Stadt visionäre Herrscher wie den Markgrafen Karl-Wilhelm, zum anderen braucht es aber auch Frauen, wie Karoline Luise von Baden, die das junge Karlsruhe zu Lebzeiten zu einem lebendigen Zentrum intellektuellen und künstlerischen Austauschs machte.

Der gebildeten, aufgeklärten und überaus aktiven Frau, die auch selbst leidenschaftlich gerne malte, ist es zu verdanken, dass die Stadt Karlsruhe schon fünfzig Jahre nach ihrer Gründung, europaweit als ein Ort der Wissenschaften und Künste anerkannt war. Dieser außergewöhnlichen Frau ist die gleichnamige Ausstellung „Die Meister-Sammlerin“ gewidmet, und dieser Frau hat Karlsruhe noch heute seinen bedeutenden internationalen Ruf als deutsche Kunstmetropole zu verdanken. Das „Mahlerey-Cabinet“, Grundstock der hochkarätigen Kunsthallen-Sammlung, ist mit seinen annährend 200 Werken noch nahezu vollständig erhalten. Eine starke Frauenpersönlichkeit, die man unbedingt in dieser kurzweiligen und schön aufbereiteten Ausstellung kennenlernen sollte.

Nur ein paar Meter neben dem Botanischen Garten befindet sich die Kunsthalle Karlsruhe.

Nur ein paar Meter neben dem Botanischen Garten befindet sich die Kunsthalle Karlsruhe.

Den krönenden Abschluss meines intensiven Sightseeing-Tages bilden die Schlosslichtspiele im Schlossgarten.

Dort, wo vor wenigen Stunden noch die Kinder über den Rasen getollt sind, haben sich, nach Einbruch der Dunkelheit, die Erwachsenen die Fläche zurückerobert und beobachten gebannt die aufwendigen Klang- und Bildprojektionen, die allabendlich die Schlossfassade in eine Großleinwand verwandeln. Alle möglichen internationalen Künstlerpersönlichkeiten mit schillernden Namen wie Maxin10sity, Jesper Wachtmeister und die Solaris Filmproduktion, ruestungsschmie.de, PONG.LI, Xenorama sind vertreten und nehmen in ihren Lichtshows Bezug auf die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt.

Schlosslichtspiele

Ich sitze geplättet auf der, vom Tag noch aufgeheizten Schlosswiese, beobachte das Licht- und Laserspektakel vor mir und lasse die letzten Stunden nochmals Revue passieren. Mein Wissen über die Stadt hat sich heute gehörig erweitert, oftmals musste ich staunend eingestehen, dass ich diese, anfangs unscheinbare Stadt, komplett unterschätzt habe.

Karlsruhe ist nicht so grau und steif, wie es auf den ersten Blick auf Grund seiner mächtigen Justizgebäude wirken mag. Karlsruhe ist lebendig und bunt und hat einen wunderbaren Festivalsommer auf die Beine gestellt, bei dem sowohl Bürger, als auch Gäste voll auf ihre Kosten kommen!

Happy Birthday Karlsruhe!



Die Reise fand im Rahmen einer Kooperation mit Karlsruhe Tourismus statt. 
Der Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wieder.

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