The Style of Tel Aviv: Im Gespräch mit Designerin Maya Levi

Jede Metropole hat ihren ganz eigenen Stil und Tel Aviv gehört für mich zu einer der Städte, die ich rein modisch betrachtet, von der ersten Sekunde an in mein Herz schließe. Ich stehe in meiner typisch unkreativen Reisekleidung (Jeans und Oberteil) inmitten dieser hübschen Menschen, die nicht durch aufgesetztes Makeup oder schillernde Markenklamotten auffallen, sondern bei mir vor allem durch ihr Gespür für Lässigkeit und Natürlichkeit punkten. Ich möchte mehr über die hiesige Design- und Modeszene erfahren und vereinbare einen Termin mit der Jungdesignerin Maya Levi in ihrem Verkaufsraum auf dem Masarik Boulevard in Tel Aviv.

Liebe Maya, zunächst einmal danke, dass du heute Zeit für mich hast. Wir stehen hier im Verkaufsraum deines Labels „Olive Thomas“. Wie kam es zu dem Namen?

Maya Levi: Mein bürgerlicher Name, Maya Levi, ist bei uns in Israel eher ein Allerweltsname (Anm. in Deutschland vermutlich eine Art „Lieschen Müller“). Daher suchte ich nach einem prägnanten Namen für mein Label und entschied mich schließlich für „Olive Thomas“, eine bedeutende Stummfilmlegende aus den 1920er Jahren. Sie galt neben ihrem Schauspieltalent auch als Modeikone der damaligen Zeit und war eine starke Frau, die sich für die Rechte der Frauen einsetzte. Ihre Geschichte imponierte mir und ich entschied mich für diesen schönen, internationalen Namen.

Seit 2008 machst du dir als Schuhdesignerin einen Namen, kürzlich hast du Israels bedeutendste Schuhmesse Shoofuni organisiert. Wie wurdest du zu der Unternehmerin, die du heute bist?

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Maya Levi in ihrem Verkaufsraum im Zentrum Tel Avivs. 2008 gründete sie ihr Label “Olive Thomas”.

Maya Levi: Geboren bin ich in Tel Aviv, was heute fast schon eine Seltenheit ist bei einem Konglomerat aus über 140 Nationen. Meine Mutter stammt ursprünglich aus England. Daher verbrachte ich einen Großteil meiner Jugend in London sowie in Ascalon, einer israelischen Stadt nahe des Gaza-Streifens. Ich studierte Industrie-Design in Jerusalem und kam 2007 als fertige Designerin nach Tel Aviv.

Im Schuhparadies bei Jungdesignerin Maya Levi.

Im Schuhparadies bei Jungdesignerin Maya Levi.

Meine Begeisterung für Schuhe hatte ich eigentlich schon von klein auf. Ich kann mich noch an einen Kurs an der Uni erinnern, da sollten wir damals fünf Dinge mit in den Unterricht bringen, die uns als Person ausmachen. Bei mir waren es unter anderem ein Paar Schuhe (Maya muss schmunzeln während sie sich an die damalige Zeit erinnert).

Neben ihren eigenen Schuhkreationen findet man hier auch die eine oder andere Tasche eines befreundeten Designers.

Neben ihren eigenen Schuhkreationen findet man hier auch die eine oder andere Tasche eines befreundeten Designers.

Wenn du mich auf meine Karriere ansprichst, muss ich auch ganz offen sagen, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Damals 2008, im Jahr der Gründung meines Labels, gab es etwa zwei bis drei bekannte israelische Schuhdesigner. Es war damals ein kleiner Markt und ich hatte das Glück, dass ich mit meiner Kollektion gesehen wurde und mich als Designerin etablieren konnte.

Dieses Jahr stellten bereits über 40 Jungdesigner auf der Messe Shoofuni aus…

Maya Levi: Richtig, seit 2008 hat sich viel getan. Heute sind es etwa 30 bekannte Namen, die man mit Israels Schuhszene in Verbindung bringt. Das ist auch der eigentliche Sinn der Messe. Der Name „Shoofuni“ bedeutet frei übersetzt „Look at me“ – schaut, was wir für tolle Künstler im Land haben und was wir alles Kreatives auf die Beine stellen. Die Messe findet jedes Jahr Ende April bis Anfang Mai im alten Hafen von Jaffa statt, die Designer stellen hier ihre aktuelle Winterkollektionen vor und man kann dank eines Messe-Discounts das eine oder andere Schnäppchen machen.

Meine persönlichen Favoriten...

Meine persönlichen Favoriten im Regal

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…und an den Füßen der Designerin.

Mein Besuch hat auch einen ganz pragmatischen Grund: ich möchte etwas über den Style von Tel Aviv lernen. Was macht für dich persönlich der Stil deiner Stadt aus?

Maya Levi: Tel Aviv ist Sinnbild für Lässigkeit und Fröhlichkeit. Hier siehst du nur sehr selten Männer mit Krawatten auf der Straße. Morgens und abends trainiert man an der langen Strandpromenade, die Küche ist mediterran und leicht, man achtet hier insgesamt sehr auf sich und einen gesunden Lebensstil. Den Modestil würde ich überwiegend als casual bezeichnen, vordergründig soll man sich in seiner Kleidung wohlfühlen. Auch Begriffe wie „clean“ und „reduziert“ treffen es ganz gut. Die Stoffe fallen insgesamt eher locker und natürlich beeinflusst auch die Nähe zum Strand und zum Meer die tägliche Garderobe. Du siehst hier zum Beispiel eher FlipFlops als Highheels auf den Straßen. Wenn du dir meine Schuhe anschaust (Maya weist auf ihre aktuelle Kollektion, die akkurat auf den weißen Regalen im Verkaufsraum ausgestellt ist) kannst du den Stil darin wiedererkennen: Der Absatz meiner Schuhe misst maximal fünf Zentimeter, es sind hochwertig verarbeitete Designerschuhe, aber für rund 700 NIS (etwa 167 Euro) doch recht erschwinglich. Man kann meine Schuhe zu jedem Anlass tragen, sie sind durch das weiche Leder aus Spanien, Italien und Argentinien sehr bequem und die Trägerin kann einen Tag mühelos in ihnen überstehen. Bei Designern wie Alexander Wang oder Céline finde ich meine persönliche Inspiration als Designerin.

Am Schluss darfst du mir und meinen Lesern noch deinen perfekten Tag in Tel Aviv verraten. Wo verbringst du am liebsten dein freies Wochenende, welche Bar sollte man unbedingt mal von innen gesehen haben?

Maya Levi: Also mein perfektes Wochenende ist eine gelungene Mischung aus gutem Essen, netten Menschen und einer guten Veranstaltung oder einem ausgiebigen Schaufensterbummel. An meinen freien Tagen mache ich häufig einen Abstecher nach Jaffa und schlendere dort über den alten Flohmarkt. In den Abendstunden bin ich dann sehr gerne in der benachbarten Shafa Bar oder bei Norma Jean.

Vielen lieben Dank Maya und weiterhin viel Erfolg mit deinem Label „Olive Thomas“!

Für alle, die jetzt neugierig auf Maya und ihre Designs sind: Hier geht’s zu ihrer Webseite und dem Etsy Onlinestore, wo man ihre tollen Schuhe auch von Europa aus ordern kann. Nur zu empfehlen!



Die Reise fand im Rahmen einer Kooperation mit dem Israel Ministry of Tourism statt.
Der Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wieder.

 

 

 

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